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Demographischer Wandel

Altern der Bevölkerung

Deutschlands Bevölkerung altert seit über 100 Jahren. Demographische Alterung ist also ein langfristiger Prozess. In den nächsten Jahrzehnten ist ihre Geschwindigkeit am stärksten, da die Baby-Boomer in ein höheres Lebensalter vorrücken. Die Alterung wird in Zukunft vor allem von den Hochbetagten dominiert. Auch in Zukunft sind die meisten Älteren weiblich.

Animierte Alterspyramide: Bevölkerungsstruktur von 1950-2050

 
Was bedeutet Altern der Bevölkerung?
Die demographische Alterung ist in Deutschland wie in vielen anderen Ländern der beherrschende demographische Trend. „Alterung“ steht für einen Prozess, man sollte sie immer im Zeitverlauf betrachten. Die Alterung einer Bevölkerung als Ganzes ist nicht leicht zu bestimmen. Nur anhand von Informationen über die Altersstruktur weiß man, wie sich die Proportionen auf die jungen, mittleren und älteren Altersgruppen verteilen und verändern. Demographisch altert eine Bevölkerung, wenn die Zahl und der Anteil älterer Menschen ansteigen. Diese Alterung stellt die Gesellschaft vor vielschichtige Herausforderungen, denn sie kann nicht völlig umgekehrt, günstigenfalls in Geschwindigkeit und Ausmaß beeinflusst werden. Die Alterung ist die Folge des „demographischen Übergangs“. Weil vor über 100 Jahren die durchschnittliche Kinderzahl abnahm, verringerte sich auch der Anteil junger Menschen an der Bevölkerung. Die Bevölkerung begann „von unten“ zu altern. Seit sich das Geburtenniveau auf einem niedrigen Level eingependelt hat, wird der Einfluss der Sterblichkeit auf die Alterung stärker. Immer mehr ältere Menschen leben immer länger: das ist die Alterung „von oben“. Dieser Effekt wird sich verstärken, wenn die Baby-Boom-Generation aus den 1950er/1960er Jahren in das Rentenalter eintritt. Durch Migration findet in aller Regel keine wesentliche Verjüngung der Bevölkerung statt – es sei denn, sie verläuft sehr einseitig, wie die Abwanderung aus Ostdeutschland, die die Alterung in den neuen Ländern deutlich verstärkte. In besonders starkem Ausmaß sind davon Schrumpfungsregionen im ländlichen Raum betroffen.

 
Verlauf der Alterung
Deutschlands Bevölkerung altert bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts, in den nächsten zwei Jahrzehnten jedoch besonders stark. Während der Anteil der Jugend (unter 20 Jahre) 1871 noch 43% betrug, nahm er bis 2006 auf 20% ab. Bis 2050 wird der Anteil auf 15% sinken. Der Anteil der älteren Bevölkerung ab 65 Jahre vervierfachte sich zwischen 1871 und 2006 von 5% auf 20%. Bis zur Jahrhundertmitte wären dann gut 33% der Bevölkerung ab 65 Jahre und älter. Damit hätte sich der Anteil in den 180 Jahren mehr als versechsfacht.

 
Stärkster Anstieg bei den Hochbetagten
Die Alterung wird in Zukunft von den Hochbetagten (ab 80 Jahren) dominiert. Dies ist nicht zuletzt deshalb bedeutsam, weil vor allem diese Altersgruppe Hilfe- und Pflegeleistungen in Anspruch nehmen muss. Lebten 1871 weniger als 1% ab 80-Jährige in Deutschland, so nahm ihr Anteil bis 2006 auf 5% zu und wird sich bis 2050 nochmals verdreifachen. Dann wäre der Anteil der 80-Jährigen und Älteren genau so hoch wie der der unter 20-Jährigen. Die Hochbetagten sind außerdem die einzige Altersgruppe, die bis 2050 im Bestand noch nennenswert anwachsen wird.

 
Die Alterung ist weiblich
Auch in Zukunft bleibt die Alterung in Deutschland weiblich. Zwar holen die Männer bei der Lebenserwartung auf. Dennoch: auch im Jahr 2050 werden mehr Frauen im Seniorenalter leben als Männer, weil ihre Lebenserwartung wohl höher bleiben wird. Dieser Unterschied wird allerdings erst bei den Hochbetagten richtig deutlich. So kommen künftig auf 100 Frauen zwischen 60 und 70 Jahren immerhin noch mehr als 95 Männer, während dieses Verhältnis bei den höheren Altersgruppen deutlich unausgeglichener ist: bei den 85- bis 89-Jährigen sind es dann 70, und bei den ab 90-Jährigen nur noch 57 Männer je 100 Frauen.


Deutschland in Europa
Die Länder der Europäischen Union weisen heute, bei allen regionalen Unterschieden, eine niedrige Fertilität auf. Die Zahl der Geburten liegt seit längerer Zeit kontinuierlich unterhalb des Niveaus, das für den Ersatz der Elterngeneration erforderlich wäre. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung ist daher in vielen europäischen Ländern negativ. In einigen, darunter Deutschland, geht auch die Zahl der Einwohner absolut zurück. Zusammen mit einer hohen und weiter steigenden Lebenserwartung resultiert aus dieser Entwicklung eine steigende Zahl Älterer und vor allem Hochbetagter und ein schrumpfender Anteil an Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Die Bevölkerungen altern.

 
Niedrige Fertilität in der Europäischen Union
Nachdem Europa nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen Baby-Boom erlebte, setzte Mitte der 1960er Jahre in vielen Ländern ein starker Rückgang der Kinderzahl ein. Deutschland gehörte bei dieser Entwicklung zu den Vorreitern und weist heute eine zusammengefasste Geburtenziffer von lediglich 1,35 Kindern je Frau auf. Später folgten die südeuropäischen Länder dieser Entwicklung und nach der Wende auch die Transformationsstaaten Osteuropas. In beiden Regionen liegt die Fertilität heute noch niedriger als in Deutschland. Die sieben Länder mit der niedrigsten zusammengefassten Geburtenziffer sind allesamt ehemals sozialistische Länder. Das niedrigste Niveau weist Tschechien mit einem Wert von 1,18 auf. Auf Platz 8 folgt als erster Nicht-Transformationsstaat Griechenland, das eine zusammengefasste Geburtenziffer von 1,28 aufweist. Das höchste Geburtenniveau in der EU-27 erreichen im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2005 Irland (1,97), Frankreich (1,88) und Dänemark (1,76).

 
Natürliche Bevölkerungsentwicklung rückläufig
Als Resultat der niedrigen Fertilität geht das natürliche Bevölkerungswachstum zurück. Gegenwärtig sterben in einigen EU-Ländern pro Jahr bereits mehr Menschen als Kinder geboren werden. Besonders ausgeprägt ist diese Entwicklung in Ländern wie Deutschland, in denen die Fertilität entweder besonders niedrig ist oder bereits sehr lange auf einem niedrigen Niveau verharrt. Bei gleich bleibender Fertilität werden bis zur Mitte des Jahrhunderts fast alle heutigen EU-Länder eine negative natürliche Bevölkerungsbilanz aufweisen. Ohne Zuwanderung wird ihre Bevölkerungszahl folglich abnehmen.

 
Gesamtbevölkerung der EU sinkt
Nach einer Modellrechnung der UN wird die Bevölkerung der EU 27 zwischen 2005 und 2050 von 490 Millionen auf 455 Millionen bzw. um 35 Millionen oder -7,3% schrumpfen (bei gleich bleibender Fertilität und Zuwanderung in der Größenordnung der letzten Jahre). Ein Bevölkerungswachstum weisen nur noch wenige Länder auf. Mit Irland und Luxemburg werden bis 2050 zwei kleinere Länder am stärksten wachsen, jeweils um mehr als 50%, Irland wegen einer vergleichsweise hohen Fertilität, Luxemburg infolge einer hohen Zuwanderung. Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren nimmt in der EU bis 2050 stark zu. Die Alterung der EU-Bevölkerung zeigt sich exemplarisch am Anstieg des Anteils der 65-Jährigen und Älteren an der Gesamtbevölkerung. Dieser steigt in der EU zwischen 2005 und 2050 von 17 auf 30%. In Deutschland betragen die entsprechenden Anteile 19 und 32%. Die Auswirkungen niedriger Fertilität auf die Alterung zeigen beispielhaft die Slowakei und Polen. Beide haben z. Zt. eine sehr niedrige Fertilität, doch liegt ihr Anteil an ab 65-Jährigen gegenwärtig noch deutlich unter dem EU-Durchschnitt, bis 2050 aber deutlich darüber.


Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands bis 2050
Setzen sich die demographischen Trends fort, die gegenwärtig bestehen, werden in Deutschland künftig weniger Menschen leben. Die Anzahl und der Anteil der Älteren werden steigen, die der Jüngeren fallen.

 
Bevölkerungsrückgang – weniger Geburten als Sterbefälle
Seit über 30 Jahren übertreffen in Deutschland die Sterbefälle die Geburten. Inzwischen wird dieses Geburtendefizit nicht mehr durch Zuwanderung ausgeglichen. Die Bevölkerung Deutschlands wächst nicht mehr, sondern geht langsam zurück. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich beschleunigen. Bereits heute leben relativ schwach besetzte Elternjahrgänge in Deutschland. Bei gleich bleibender durchschnittlicher Kinderzahl je Frau werden die Geburten weiter abnehmen, weil es weniger Menschen im Elternalter gibt als vor 30 Jahren. Die geburtenstarken Jahrgänge der heute etwa Mitte 40-Jährigen werden älter und in ungefähr 20 Jahren eine große Gruppe älterer Menschen bilden. Dazu kommt die steigende Lebenserwartung, die die Zahl der Älteren erhöht. Zuwanderung aus dem Ausland kann diesen Prozess etwas dämpfen, ihn aber nicht verhindern. Heute leben in Deutschland gut 82 Millionen Menschen.

Unter diesen Annahmen dürfte die deutsche Wohnbevölkerung von heute 82 Millionen bis zum Jahr 2020 um etwa 1 bzw. 2 Millionen abnehmen – je nach Höhe der Zuwanderung. Danach beschleunigt sich der Rückgang. 2050 wird Deutschland voraussichtlich noch knapp 69 bzw. 74 Millionen Einwohner haben, 17 beziehungsweise 10 % weniger als jetzt. Dabei wird sich vor allem die Zahl der Kinder und jungen Menschen unter 20 Jahren verringern. Heute sind über 16 Millionen Menschen in diesem Alter. 2020 werden es weniger als 14 Millionen sein, bis 2050 wird ihre Zahl weiter auf etwa 10,5 bzw. 11,5 Millionen zurückgehen.

 
Rückgang der Erwerbsbevölkerung
Auch die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter wird deutlich abnehmen, allerdings erst später und auch nicht so stark wie die der jungen Menschen. Zurzeit sind knapp 50 Millionen Menschen zwischen 20 und 65 Jahre alt. 2020 werden es noch keine 5 % weniger sein. Danach kommen die geburtenstarken Jahrgänge in das Rentenalter und scheiden aus dem Erwerbsalter aus. 2030 werden daher nur noch gut 42 bzw. etwa 44 Millionen Menschen im Erwerbsalter sein und 2050 noch 35,5 bzw. gut 39 Millionen. Das sind fast 30 bzw. über 20 % weniger als jetzt.

 
Die Zahl der Älteren steigt
Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren wird von jetzt etwa 16 Millionen auf über 22 Millionen im Jahr 2030 ansteigen und 2050 etwa 23 Millionen umfassen. 2050 dürfte ca. jeder dritte Einwohner Deutschlands 65 Jahre oder älter sein, unter 20 Jahre dagegen etwa halb so viele. Heute leben noch nahezu gleich viele unter 20- und ab 65-Jährige in Deutschland.

Das Verhältnis zwischen der Bevölkerung im Rentenalter und derjenigen im Erwerbsalter verändert sich deutlich. Heute kommen auf 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren 33 65-Jährige und Ältere. 2030 wird dieser Altenquotient über 50 betragen und 2050 bei 64 bzw. 60 liegen. Auch bei anderen Konstellationen als den hier zugrunde gelegten Annahmen würde der Altenquotient stark ansteigen. Weder eine sehr hohe Zuwanderung noch ein starker Anstieg der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau könnten ihn auf dem heutigen Niveau halten.

 
Struktur der Haushalte
Gegenwärtig gibt es in Deutschland etwa 39,5 Millionen Haushalte. Das entspricht einem Zuwachs von rund vier Millionen Haushalten gegenüber der Zeit der deutschen Wiedervereinigung – und das, obwohl die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum nur um rund zwei Millionen angestiegen ist. Das bedeutet: die Zahl der Haushalte ist gestiegen, während sich die Größe der Haushalte (Personen je Haushalt) verringert hat. Ursache dafür ist der Anstieg der kleineren Haushalte, insbesondere der Einpersonenhaushalte bei Jüngeren bis zum 35. Lebensjahr.

 
Wandel in der Zusammensetzung
Die Entwicklungen in der Haushaltsstruktur sind ein Spiegel der demographischen Veränderungen. Die Polarisierung der Lebensformen in der Gesellschaft – beispielsweise durch ein verändertes Heiratsverhalten oder die Herausbildung neuer Lebensformen wie des "living apart together" - haben Auswirkungen auf Größe und Struktur der Haushalte. Um 1900 waren noch fast 45 % der Haushalte von fünf und mehr Personen bewohnt, heute beträgt ihr Anteil weniger als vier Prozent. Diese Tendenz wird sich voraussichtlich fortsetzen. Im Gegensatz dazu steht die Entwicklung der kleinen Haushalte, insbesondere der Einpersonenhaushalte. Ihr Anteil hat sich innerhalb der letzten 100 Jahre von rund 7 % auf heute 37 % mehr als verfünffacht. Mit 14,7 Millionen Haushalten ist dies heute schon der am weitesten verbreitete Haushaltstyp. Damit nimmt Deutschland neben Finnland im europäischen Vergleich einen Spitzenplatz ein. Waren es früher vor allem ältere Menschen, darunter insbesondere Frauen, die allein lebten, so sind es heute in steigendem Maße junge Menschen.

 
Rückgang der Haushaltsgröße
Die durchschnittliche Haushaltsgröße hat sich seit Beginn der 1990er Jahre kontinuierlich verringert. Besonders in den neuen Bundesländern war ein rasanter Rückgang von 2,31 auf 1,98 Personen pro Haushalt zu verzeichnen. Hauptursache dafür war das starke Absinken der Geburtenzahlen in der Wendezeit. Aber auch die Abwanderung junger Menschen hat zur Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße beigetragen.

Ausländische Haushalte sind im Durchschnitt größer als deutsche. Haushalte, deren Bezugspersonen einen Migrationshintergrund haben, umfassen zu rund 19% fünf und mehr Personen. Ist hingegen kein Migrationshintergrund beim Haushaltsvorstand vorhanden, liegt der Vergleichswert bei knapp acht Prozent.

 
Veränderte Haushaltsstrukturen
Die Entwicklung der Haushaltsstruktur ist seit langem durch die Zunahme kleinerer Haushalte geprägt. Dies wird sich voraussichtlich noch fortsetzen. Dabei spielen die künftigen Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung mit mehr älteren und weniger jüngeren Menschen ebenso eine Rolle wie die Tendenz, in kleineren Haushalten zu leben. Die weiter sinkende Sterblichkeit im höheren Alter und die immer noch höhere Lebenserwartung der Frauen dürften künftig zu mehr Ein- und Zweipersonenhaushalten im Seniorenalter führen. Niedrige Geburtenzahlen, die Zunahme der Partnerschaften mit separater Haushaltsführung sowie die hohe berufliche Mobilität sprechen für kleinere Haushalte auch bei der Bevölkerung im jüngeren und mittleren Alter.

 
Zunahme von Kleinhaushalten
Heute gibt es in Deutschland rund 39,5 Millionen Haushalte. 2025 werden es 40,5 Millionen sein, also knapp 3 % mehr. Am stärksten werden die Zweipersonenhaushalte zunehmen (+ 13 %). Auch die Zahl der Einpersonenhaushalte wird erheblich höher sein als heute (+ 11 %). Damit wird es im Jahr 2025 16,7 Millionen Einpersonenhaushalte und 15,0 Millionen Zweipersonenhaushalte geben. Die Zahl der Haushalte mit drei und mehr Mitgliedern wird dagegen von 11,1 Millionen auf 8,8 Millionen im Jahr 2025 sinken (- 21 %). Diese Haushalte bestehen zum größten Teil aus Eltern mit Kind(ern). Bei den Haushalten mit drei und mehr Mitgliedern nehmen die größten Haushalte am stärksten ab. Damit werden 41 % der Haushalte im Jahr 2025 aus nur einer Person bestehen, heute sind es 38 %.

 
Rückgang von Wohn- und Erwerbsbevölkerung
Die 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Bundes und der Länder geht von folgenden Annahmen aus: Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau beträgt auf Dauer knapp 1,4 Kinder. Die Lebenserwartung steigt nicht mehr ganz so schnell an wie in den letzten drei Jahrzehnten, sie nimmt bis 2050 um etwa 6 bis 7 Jahre zu. Jährlich ziehen 100.000 (Untergrenze der "mittleren" Bevölkerung) bzw. 200.000 (Obergrenze der "mittleren" Bevölkerung) mehr Personen nach Deutschland zu, als das Land verlassen.

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